Stationen eines Lebens

Interview mit Nicki Lauda

Es ging um irgendwelche Autorennen, die mich nicht wirklich interessierten. Aber der Nicki Lauda hat doch bestimmt genügend Kohle, um sich ein neues Ohr modellieren zu lassen. Warum macht er es dann nicht?.... Er hat diesen bösen Unfall damals und sein nun verstümmeltes Ohr zu seinem Image gemacht. Warum soll ich meine Hilfsmittel (Stützen, Rollator, Rollstuhl) nicht auch zu MEINEM Image machen? Wer mich als Person mag, nimmt daran keinen Anstoß! Mit dieser Einstellung lag und liege ich genau richtig.

Siddhartha

Dieses Buch zu lesen, ist nicht leicht. Oder besser: es zu verstehen! Viele Seiten las ich wieder und wieder und zog für mich das Resultat, dass irdische Güter und Besitztümer nicht das Glück auf Erden bedeuten. Obwohl ich nie materiell fixiert war. Ich ließ mich nur von der weit verbreiteten Tendenz in unserer Gesellschaft vereinnahmen nach dem Motto: mein Partner, mein Haus, mein Auto. So genannten Freunden, die auf dieser Welle mit schwammen, wollte ich nacheifern, auch etwas (materielles) vorweisen können! Nachdem ich das Anliegen Hermann Hesses begriffen hatte, sortierte ich meinen Freundeskreis rapide und übrig geblieben ist ein kleiner, aber sehr wertvoller *Rest*!!!

Meine Lügen - deine Lügen

Wenn DIE große Liebe einem den Laufpass gibt, kann das Loch, in das man fällt gar nicht groß genug sein! Leider! Ein guter Freund (heute noch, obwohl wir recht selten von einander hören) schenkte mir dieses Buch mit den Worten: "Schau' einfach, ob es Dir etwas gibt und Du Dich darin wieder findest!" Ich fand! Mir wurde bewusst, dass wir alle nur Produkte unserer Erziehung sind und auch wenn die Eltern nur das Beste für den Nachwuchs wollen; es werden ja so viele Fehler gemacht! Nicht mit Absicht, sicher nicht. Und was ich im Elternhaus nur bedingt an Liebe und Zuneigung erfuhr, suchte ich dann in Beziehungen. So sehr, dass man damit auch den Partner einengen und ersticken kann. Man baut einen goldenen Käfig und bevor man es schafft, die Tür zu schließen (Anm. am 21.09.2005 nicht man, sondern ICH!), ist der mit Liebe überschüttete Partner ausgebrochen! Eine bittere Erfahrung, aber auch daraus konnte ich lernen. Heute kann ich ihm gegenübertreten und habe auch mit seiner neuen Lebensgefährtin kein Problem. Und meinen Mann (also Klaus) sperre ich nicht ein, ich versuch' es gar nicht erst. Das Bedürfnis ist auch überhaupt nicht vorhanden. Ich habe gemerkt, je länger man (ich) die Leine lässt, desto freier fühlt sich der Partner und will gar nicht weg!

Psychotherapie

Da sagt doch der Neurologe 1997 zu mir, ich solle mir einen Psychotherapeuten suchen. Keinen, der mich auseinanderpflückt (keinen Psychater), sondern einen, der mich aufbaut (einen Psychologen). Meiner Meinung brauchte ich so etwas nicht. Doch der Hausarzt und Internist, dem ich das wutentbrannt und entrüstet erzählte, hakte ein wenig nach und stimmte dem Neurologen voll zu. Hm, zu ihm hatte ich mittlerweile unendliches Vertrauen (wegen der Kortisongeschichte), also bemühte ich mich um einen Termin. Nicht so einfach als Kassenpatient! Entweder erst in einigen Wochen einen Termin oder privat zahlen. Nun wollte ich weder das Eine noch das Andere. Also bin ich zur Krankenkasse. Und da haben die doch in ihrem Verwaltungsgebäude auch einige Psychologinnen! Termin ausgemacht und voll gespannter Erwartung dorthin. So richtig überzeugt?....Wohl eher nicht!
Beim ersten Gespräch traf ich auf eine Therapeutin, zu der ich sofort einen Draht hatte. Ich erzählte und plapperte munter drauf los, was eigentlich auch meine Art ist. Sie zeigte mir den zukünftigen Ablauf auf: Etwa drei Einsteigergespräche, um mein Leben aufzurollen und dann wird eine Therapie ausgearbeitet. Ok, ich war einverstanden und nun auch aufgeschlossen mit zu arbeiten.
Beim zweiten Mal eine andere Therapeutin! Sie wäre für mich nun zuständig - doch mit der konnte ich nicht! Sie musste mir fast jedes Wort aus der Nase ziehen. Jedoch brachten wir diese Sitzungen zur Lebensgeschichte über die Bühne und dann teilte sie mir mit, dass sie nun eine Therapie ausarbeiten werde bis zum nächsten Mal. Ich wollte bei ihr keine Therapie machen und dachte mir, dass es wohl nichts bringen würde, wenn wir uns beide hier quälen. Und so sagte ich es ihr! Dass ich nichts gegen sie habe, nur bei der ersten Therapeutin fühlte ich mich weniger verschlossen und ob ich diese nicht wiederhaben könnte. Denn es bringe doch nichts, wenn ich nicht reden will. Heute denke ich, das war der erste Schritt in die richtige Richtung: Ich äußerte meine Wünsche und machte nicht etwas, das mir nicht gefiel, nur weil es von mir so erwartet wurde!
Neuer Termin - die erste Therapeutin!
War doch gut, dass ich ehrlich meinen Eindruck vermittelt habe! Zwischenzeitlich hatte ich oben genannte Bücher gelesen, verstanden und mit dem Kumpel Stunde um Stunde geredet. Der Liebeskummer war immer noch groß, er brachte mich aber nicht mehr um! Als die Therapeutin mich fragte, wie es mir ginge, war meine Antwort folgende: "Körperlich nicht so prickelnd, das sehen Sie ja (mit Gehhilfe)! Und von der Psyche her: Ja, wissen Sie, eigentlich recht gut!" Ich erzählte ihr die Dinge, die bis hierher schon zu lesen waren und dass ich sie- die Therapeutin- genau genommen gar nicht brauche im Moment. Sie hinterfragte noch einige Dinge, gab mir aber letztendlich recht, dass ich auf dem Weg der Besserung bin. Mit dem Ratschlag, ihre Telefonnummer zu verwahren und mich bei Bedarf zu melden, entließ sie mich wieder in die freie *Wildbahn*. Und: Mir ging es NIE wieder so mies, so dass ich von dem Angebot keinen Gebrauch machen musste! (Anm. am 21.11.2005 Das änderte sich Mitte Juli 2005)

Liebe auf den zweiten Blick

1992 - mit dem Erwerb des Blumengeschäftes- bekam ich gratis dazu die Freundin der Vorbesitzerin!*smile* Bärbel schaute fast jeden Tag vorbei, bevor sie Einkaufen ging, um zu fragen, ob sie etwas mitbringen solle oder anderweitig helfen könne. Nun ja, manchmal, wenn Stress im Laden war, nervte es ein wenig. Bald jedoch lernte ich ihre Verfügbarkeit und Hilfsbereitschaft zu schätzen. Und dann lud sie mich doch zu ihrer Silvesterparty ein: ganz ruhig, außer ihr und ihrem Mann, einer Freundin (auch mit MS), nur noch ihr Bruder und ich. Wenn ich eben möchte!
Seit nunmehr fast einem Jahr Single wollte ich mir diesen Bruder mal näher anschauen! Also hin zur Party, die Freundin kam nicht. So wurde es ein netter Spieleabend zu viert. Nicht mehr- nicht weniger! Klaus, der Bruder fiel bei mir durch das Raster: zu alt, zu füllig, zu....ich weiß nicht. Eben überhaupt nicht mein Typ. Später, als wir (Klaus und ich) mal darüber sprachen, erzählte er mir ähnliches. Auch ich kam für ihn nicht in Frage: zu jung, zu hübsch, zu....!
Wir trafen uns aber des Öfteren bei Bärbel zu Hause zufällig und es entstand so etwas wie Freundschaft. Als ich mir dann einen Computer zulegte und regelmäßig daran verzweifelte, besuchte mich Klaus genauso regelmäßig zu Hause und versuchte, mir ein wenig das Computern bei zu bringen. Bei dieser Gelegenheit konnte er die Festplatte gleich wieder aufräumen, wenn ich zuviel Mist gebaut hatte. Irgendwann wollte ich meinem Ego etwas Gutes tun und probierte, ihn herum zukriegen! Meist ist es ja umgekehrt, aber hier stand nur mein Minderwertigkeitsgefühl im Vordergrund. Zu der Zeit lief ich- was ich damals so Laufen nannte- an einer Gehstütze und war mit dem Selbstbewusstsein ziemlich am Boden. Viele Aktivitäten waren nicht mehr möglich. Auf Annoncen hatte ich geschrieben, um jemanden kennen zulernen. Es kamen auch Treffen zustande, mehr jedoch meist nicht. Aber eigentlich war ich mir selbst im Weg. Einige Tage später sollte ich zum ersten Mal in die Sauerlandklinik. Dort wollte ich natürlich schauen, ob sich etwas für Herz und Seele finden ließe- und vorher kam mir Klaus gerade recht.
Nun hatte ich jedoch die Rechnung ohne ihn gemacht. Er hatte nicht die Absicht, mich mit einem One- night- stand davon kommen zu lassen. Die nächsten Wochen in der Klinik waren für mich recht schön: Jeden Tag einen Brief von ihm, Montags zwei, da ja Sonntags keine Post kam, jeden Abend ein Telefonat, nach der Hälfte der Zeit rote Rosen über Fleurop und ein Heiratsantrag. Na, Anita, was nun? Von dem Typen, der durch's Raster gefallen war!
Heute denke ich, gut, dass ich in der Klink war und wir genügend Zeit hatten, die Für und Wider in Ruhe abzuwägen. Ich habe ihm die Krankheit in den schwärzesten Farben gemalt, damit er nicht blauäugig in Etwas hinein stolpert, dessen Konsequenzen er nicht überblicken kann. Wenn er mich heiratet und es geht schief, zahlt er als Beamter meinen Unterhalt! Lange Rede- kurzer Sinn: Elf Monate später fand die Hochzeit statt. Das ist nun einige Jahre her und bis heute haben wir keinen Tag bereut.

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